Heute kam ich nach einem sehr langen Tag selig nach Hause, dankbar für viele herzliche Begegnungen mit tollen Menschen. Meine Familie habe ich nur beim Frühstück gesehen, abends schlafen schon alle, so dass ich in Ruhe den Tag noch einmal durchgehen kann.
Mein Mann und ich haben beim Frühstück viel gelacht, unsere Kinder sind frisch aus dem Bett, noch herrlich schlafwarmkuschelig, sowieso zum Knutschen. Unser Jüngster wurde beim Ankommen im Kindergarten so lieb und persönlich begrüßt wie jeden Tag. Er ist nicht nur eine Nummer auf der Liste der ankommenden Kinder, er wird gesehen. Was für tolle Erzieherinnen, die sich jeden Tag aufs Neue auf die Kinder einlassen! Ich weiß nicht, wie ihr Morgen war, ob sie einen guten Start in den Tag hatten oder ob sie gerade Sorgen quälen, ich sehe nur, dass mein Kind mit einem echten, herzlichen Lächeln und Handschlag willkommen geheißen wird. Dankbar darüber kann ich beruhigt gehen, weil ich weiß, unser Sohn ist dort gut aufgehoben.
Auf dem Weg vom Parkhaus zur Praxis steht fast jeden Morgen ein Mann mit Zeitungen, der die Passanten anspricht und über Gott reden möchte. In der Regel gehe ich mit einem „Guten Morgen“ weiter, weil ich mir nicht die Zeit nehmen möchte, stehenzubleiben. Trotzdem hat es irgendwie etwas tröstlich Vertrautes, dass ich jeden Morgen auf meinem Weg dasselbe Gesicht an derselben Stelle sehe. Heute ruft der Mann ausgerechnet mir zu „Eine Nachricht von Gott?!“, ich lächle ihn an und er sagt zwinkernd „Gott liebt dich!“. – Weiß ich, danke für die Erinnerung! Grinsend gehe ich weiter. Ich weiß nichts über diesen alten Mann, ich habe keine Ahnung, was ihn veranlasst, sich bei Wind und Wetter in die Stadt zu stellen um seine Botschaft zu verbreiten, wissend, dass ihn die Mehrheit der vorbeieilenden Menschen ignorieren wird. Ich habe ihn noch kein einziges Mal unfreundlich erlebt.
Mein erstes Date heute war das Treffen mit einer Frau, die in unserer Praxis im kommenden Jahr einen Kurs anbieten möchte. Ich kannte sie noch nicht, da sie mir von einer Freundin euphorisch empfohlen wurde, war ich aber besonders neugierig. Kennst du das, wenn die Tür aufgeht und es ist Sympathie auf den ersten Blick? Eine Art intuitives Erkennen, dass uns die gleichen Werte verbinden und sich hier die richten Menschen zur richtigen Zeit treffen. Wir haben über unsere Arbeit gesprochen, unsere jeweiligen Wege dahin, darüber, was uns antreibt und begeistert und unsere Zeit dabei bis zur letzten Minute ausgereizt.
Die Wärme, Herzlichkeit, Offenheit, Begeisterung dieser Frau, ihre Bereitschaft, sich zu zeigen und anderen an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen, berühren mich. Ich bin gleichzeitig von stiller Dankbarkeit und großer Vorfreude auf ihren Kurs erfüllt.
Anschließend war ich als Teilnehmerin bei einem Feldenkraiskurs dabei. Auf diese Stunde freue ich mich die ganze Woche. Über diese Methode (eine Perle!!) werde ich sicher ganz bald noch berichten. Unabhängig von dem, was ich dort erlebe, ist mir der Kursleiter eine große Freude. Er schenkt seinen Teilnehmern durch die Verbindung von tiefem methodischen Wissen, Offenheit, intuitiver Führung und Humor einen Raum, in dem es leicht(er) wird, sich selbst zu entdecken. Er lässt sich aus meiner Sicht ganz auf die Teilnehmer ein ohne sich dabei zu verlieren, was mir eine gewisse Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Auch hier: Was für ein Geschenk, das ich sehr gerne annehme.
In allen weiteren Begegnungen dieses Tages bin ich berührt von meinem jeweiligen Gegenüber. Aus jedem dieser Menschen leuchtet etwas. Mal beeindrucken mich der Mut und die Hartnäckigkeit, die eine Frau an den Tag legt, um in einer scheinbar ausweglosen Situation durch- und ihr Ziel im Blick zu halten. Mal zeigen sich mir selbstlose Liebe, Gewissenhaftigkeit, gelebte Berufung oder heitere Gelassenheit.
Zwischendurch hat mein Mann angerufen, einfach nur, um zu fragen, wie mein Tag ist und damit wir uns mal kurz hören.
Zum Abendessen habe ich mich mit zwei lieben Freundinnen beim Italiener getroffen. Dafür hatten wir schon seit Wochen keine Zeit und nach wenigen Minuten wusste ich, warum ich mit den beiden so gerne Zeit verbringe. Das Lokal heißt Paradiso da Carlo und der Chef, ein alter Charmeur, kennt uns und begrüßt uns mit den Worten „Willkommen im Paradies“. Klar ist das schmalzig und es ist sein Job, charmant und aufmerksam zu sein, aber er könnte das auch auf eine weniger herzliche Art tun.
Weißt du, worauf ich hinausmöchte? Es gab heute Momente, mit denen ich mir die Laune hätte versauen können. Zum Beispiel habe ich nicht annähernd so viel von meiner To-Do-Liste geschafft wie vorgenommen. Ich hätte mein Kind im Kindergarten abgeben können ohne die Begrüßung der Erzieherinnen zu bemerken. Mich hätte der alte Mann mit seinen religiösen Sprüchen nerven können, weil ich da früh keine Zeit für habe. Ich hätte die Augen verdrehen können in der ein oder anderen Begegnung.
Habe ich aber nicht. Es ist eine Frage des Fokus. All diese Menschen haben heute mit mir ihre Wärme, Herzlichkeit, ihren Humor, ihren Lebenswillen geteilt, mir Aufmerksamkeit, Zeit und Freundlichkeit geschenkt. Ich hatte einen guten Tag und habe besonders darauf geachtet, diese Geschenke wahr- und anzunehmen. Gerade jetzt, wo mich, wenn ich den Computer anschalte, aus allen Seiten Nachrichten darüber anschreien, was sich Menschen aus Hass und Angst gegenseitig antun, will ich bewusst sehen und schätzen, wie oft Menschen liebevoll und freundlich miteinander umgehen. Wie schade wäre es, wenn wir das übersehen!
Und du weißt ja, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück…
Siehst du die Geschenke, die dir deine Mitmenschen machen? Kannst du sie annehmen und dich daran erfreuen? Was kannst du mit ihnen teilen?
Herzliche Grüße an dich! Danke, dass du mir deine Zeit und Aufmerksamkeit schenkst!
Danke für diesen wunderschönen Beitrag. Ich habe auch viele solcher Tage. An manchen Tagen fällt es mir schwer und es ist nicht einfach nicht in den meckernden Strudel zu geraten und mir einfach nur zu denken: Ist das kacke. Oft merke ich das
und kann dann herzlich darüber lachen, denn am Tagesende finde ich mindestens immer eine schöne Begegnung und Erfahrung oder etwas Positives, wieso es gerade so passiert, wie es das eben tut. Gerade im Moment fühle ich mich sehr gehetzt, gestresst und verschiedene Themen beschäftigen mich, ich möchte fast sagen ein Teil von mir befindet sich in einem innerlichen Kampf und vieles empfinde ich als anstrengend. Sei es nur ein einfaches Hallo von einem lieben Menschen zum „falschen“ Zeitpunkt. Noch schwieriger wird es dann, wenn ich dann ein schlechtes Gewissen haben, weil ich sollte mich doch eigentlich freuen, lieb sein, etc.
Franzi, danke für diese Erinnerung – rückt mal wieder alles ins „rechte“ Licht, ein bisschen mehr der Sonne entgegen. Danke.
Ja klar, die anstrengenden Tage kenne ich auch. Lass es uns an den leichteren Tagen zur Gewohnheit machen, dankbar das Schöne zu sehen und zu schätzen. Dann greift die Gewohnheit automatisch auch dann, wenn es schwerer fällt 🙂
Ansonsten – Sonnenerinnerungen? Immer gerne!
Deine Zeilen zu lesen ist heute schon einer meiner schönen Momente. DANKE
Oh wie schön 🙂 Danke dir!
Ich hatte heute wieder Stimmbildung in der Uni und gehe jedes mal wieder mit einem grinsen aus dem Kurs, das bis zum Abend andauert :D…
Es ist nicht unbedingt das, was wir dort im Seminar machen, sondern das wie und die Menschen dahinter!
Ich hatte noch nie ein Seminar, in dem so eine offene und warmherzige Stimmung war. Die Kursleiterin zaubert einfach jedem der Teilnehmer ein Lächeln ins Gesicht und schon werden aus Fremden, Freunde! Ich bin immer wieder fasziniert was ein einzelner lebensfroher, liebevoller Mensch für eine Wirkung auf eine ganze Gruppe haben kann!
Das ist ein wunderschönes Freitag Geschenk, dass ich mit in das Wochenende nehme!
Menschen, die andere mit ihrer liebevollen Art einladen sich zu zeigen und auf der anderen Seite die Menschen, die den Mut und die Offenheit aufbringen und sich darauf einlassen…
Vielen Dank, ihr tollen, großartigen Menschen, ich mag euch 🙂 <3