Die Weihnachtsfeiertage sind wie im Flug vergangen, jetzt sitze ich hier eingehüllt vom warmen Licht unseres Baumes und bin in Gedanken bei der Vorbereitung meines Silvesterworkshops. Das ist einer meiner Lieblingsworkshops, bei dem wir zusammen kommen, gemeinsam das vergangene Jahr Revue passieren lassen, miteinander teilen, welche schwierigen Momente  wir überwunden, welche Grenzen erweitert, welche Beziehungen wir vertieft haben und wofür wir dankbar sind. Das ist in jedem Jahr sehr berührend und ein irgendwie heiliger Moment.

Im zweiten Teil stimmen wir uns auf das neue Jahr ein. Das ist der Teil, der mich in den letzten Tagen grübeln lässt. Normalerweise frage ich meine Teilnehmer, was sie sich für den nächsten Abschnitt wünschen, worauf sie ihren Fokus setzen, wer sie im nächsten Jahr sein wollen.  Wir werden uns auch dieses Mal damit beschäftigen, denn ich halte es für absolut sinnvoll, die eigene Aufmerksamkeit darauf zu legen, wer und wie man sein will, anstatt im Alltag hauptsächlich gegen das zu kämpfen, was man nicht will.

Wenn ich mich umsehe, kommt mir rund um Weihnachten und Silvester das Verhalten vieler Menschen allerdings wie ein krampfiger Optimierungswahn vor. Dem von allen Seiten vermittelten Idealbild der sich liebenden Familie, die höchst harmonisch unter dem Weihnachtsbaum sitzt, ein Essen genießt, das allen schmeckt und die individuell optimal passenden Geschenke verteilt, kann man sich kaum entziehen. Auch Weihnachtsmuffel werden mit der Sehnsucht nach Gemeinschaft, Geborgenheit und friedlicher Harmonie konfrontiert. Ohne Frage gibt es Menschen, die während der Feiertage das Fest der Liebe zelebrieren, das Zusammenkommen genießen und sehr entspannte, fröhliche Stunden miteinander verbringen.

Sehr viel häufiger beobachte ich aber, dass sich nach der ersten Freude die üblichen Konflikte zeigen. Jemand fühlt sich wegen eines unpassenden Geschenks missverstanden, nicht gesehen oder verkannt, es gibt Enttäuschung über Ungerechtigkeiten oder mangelnde Dankbarkeit, Eltern und (erwachsene) Kinder vermissen aufrichtige Anerkennung und überhaupt ist die Familie nach ein paar Stunden / Tagen nur noch mit einem erzwungenen Lächeln zu ertragen. Trotz so großem Wunsch nach Nähe und Harmonie bleiben es eben dieselben Menschen, deren Marotten und Eigenarten man das ganze Jahr verurteilt hat. Manch einer geißelt sich zusätzlich mit schlechtem Gewissen wegen zu viel / zu ungesundem Essen,  scheitert an seinem Perfektionismus und den Erwartungen, wie es hätte sein sollen oder kann mit sich und der plötzlichen Freizeit (geschlossene Läden über fast 4 Tage…) nichts anfangen.

Konfliktpotential gibt es also, wie an jedem anderen Tag des Jahres, genug. Mit Blick auf Silvester, das nahende Ende des Jahres, werden die Ziele jetzt hoch gesteckt: im Idealfall bis Weihnachten, mindestens bis Silvester, spätestens aber im neuen Jahr (grooooßer Vorsatz!) werden alle liegengebliebenen Dinge erledigt, alle Versprechen erfüllt, Beziehungen geklärt, Streits geschlichtet, aufgeräumt, der Körper fitgesportelt, der Umgang mit Geld verbessert, die große Liebe gefunden / die Beziehung verbessert, Süchte aufgegeben und selbstverständlich der Stress reduziert!

Mit Blick auf ein Ende und die Möglichkeit quasi neu anzufangen, bekommt der Antrieb, Ordnung zu schaffen, neuen Aufwind.

Ist daran etwas „Schlimmes“? – Nein, im Gegenteil. Gut so, dass sich auch Menschen, die sich sonst keine Zeit dafür gönnen, zumindest einmal im Jahr hinsetzen, ihr Leben reflektieren und sich ihrer Baustellen und Wünsche bewusst werden. Wozu ich einladen möchte, ist das Ganze mit weniger Druck und sehr viel mehr sanfter Selbstliebe zu tun. Weniger Stress, mehr Wahrnehmen der vielen Geschenke und echtes Feiern..

Wir bekommen jeden Tag, wenn wir unsere Augen öffnen, ein neues Leben geschenkt, haben in jeder Sekunde die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die alles verändern.

Nimm dir Zeit, auf das laufende Jahr zurück zu blicken und schreibe, male, klebe dir auf, was du in kommenden Jahr (er)leben möchtest. Das werden wir auch morgen im Workshop tun.

Ich habe 2015 tolle Erfahrungen gemacht, weil ich sie mir am Anfang des Jahres vorgenommen habe. Ich hatte ein Jahresthema, dem ich mich gewidmet und Ängste, denen ich mich gezielt gestellt habe. Eines meiner Jahreshighlights hätte ich wohl nicht erlebt, wenn ich mir das nicht an Silvester versprochen hätte. Sehr viele andere Highlights hat mir das Leben aber auch überraschend geschenkt und nicht im Traum hätte ich bestimmte Erlebnisse vorher auf eine meiner Listen geschrieben.

Weihnachten ist symbolisch das Fest der Liebe und der Erlösung durch das Erwachen des Lichts, Silvester vollenden wir einen Zyklus, Neujahr ist immer auch ein Neubeginn, an dem wir (hoffentlich 😉 ) nach der Integration der alten Erfahrungen weiser in den nächsten Abschnitt unserer Lebensspirale starten. Das hat eine Kraft, die wir nutzen dürfen.

Und gleichzeitig können wir diese Kraft auch an jedem Lebenstag nutzen: Nimm dir abends ein paar Minuten Zeit, um deinen Tag zu betrachten. Was hat dich heute zum Lächeln gebracht? Wo hast du dich heute geöffnet, was hat dich berührt? Wofür warst du dankbar? Was gibt es zu vergeben (und auszugleichen)? Was magst du jetzt gerade besonders an dir?

Und morgens beginne mit der Frage: Wie willst du dich heute fühlen? Entscheidest du dich, dich heute mit Vertrauen und Freude ins Leben zu stürzen (jeden Tag ein bisschen mehr?) ?

Klar ist es Zeit, Beziehungen zu klären, Versprechen zu erfüllen, aufzuräumen, den Körper zu pflegen usw. Wir dürfen das in sanfter Selbstliebe, mit Freude, Begeisterung und im entspannten Vertrauen tun. Ich lade dich von Herzen ein, tief durchzuatmen, Stress und Anspannung wie eine alte Haut abzustreifen und  deinem neuen Lebensjahr mit gelassener Vorfreude zu begegnen.

Ich wünsche dir einen friedlichen Jahresausklang und einen fröhlichen Übergang in ein liebevolles, erfülltes, rundum glückliches neues Jahr!

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